New Bike Day: Mein neues Gravelbike

Neues Rad, neues Glück

Heute (also eigentlich vor zwei Wochen) war ein guter Tag für mich, denn ich durfte mein fertig aufgebautes neues Rad bei meiner Werkstatt des Vertrauens abholen. Diejenigen, die meinen Blog bereits etwas länger lesen, wissen vielleicht, dass ich mir vor gut drei Jahren mein damaliges Gravelbike selber in einem Rahmenbaukurs aufgebaut habe.

Zur Beruhigung: Das Rad lebt noch und wird immer noch viel benutzt, aber eben nicht wie ursprünglich angedacht. Ich bin mittlerweile quasi ausschließlich mit dem Rad unterwegs – zur Arbeit, zum Einkaufen, im Urlaub, für den alltäglichen Transport wohin es mich auch verschlägt. Und ich habe dieses mittlerweile auf Singlespeed (also einen einzigen Gang) umgebaut. All das um zu sagen, dass dieses Rad mein Leben schon an vielen Ecken revolutioniert hat. Meine Lust auf Radfahren ist über die Jahre eigentlich immer nur noch gewachsen, damit leider auch mein Appetit nach neuer Ausrüstung oder tatsächlich auch komplett neuen Rädern.

Warum Felgenbremsen?

Eine Idee ging mir lange durch den Kopf, bis ich sie umgesetzt habe: Felgenbremsen. Etwas antiklimaktisch, wenn man etwas Zeit auf Instagram verbringt, wo Gravelbikes von 2025 eigentlich immer mehr XC-MTBs ähneln (mit Federung und größeren Reifen) oder aggressive, aerodynamische Raketen mit Profilen und Rahmenformen sind, die sich effizient durch die Atmosphäre schieben. Aber ich muss es ja irgendwie immer speziell haben. Das Thema Felgenbremsen bzw. analoge Fahrradtechnik hat mich über die Jahre ziemlich gepackt. Wenn man noch mein URS anschaut, welches aus Carbon mit Federgabel, gefederte Sattelstütze und elektronischer Schaltung kam, dann ist dieses Rad, welches ich euch heute vorstellen werde, schon ziemlich das Gegenteil – oder auch Gegengift – zu dem, was heute die Norm ist.

Mein neuer Drahtesel in Glanz und Gloria

Warum ein weiteres neues Rad?

Warum überhaupt etwas Neues, wenn ich doch mein altes oben so gelobt habe? Gute Frage. Ich benutze mein selbstgebautes Rad eigentlich immer noch täglich, aber es ist mittlerweile eben sehr auf den Alltag zugeschnitten und es hat auch ein paar Sachen, die ich über die Jahre einfach nicht mehr so ganz mag. Erstens habe ich bei der Gabel bzw. dem Hinterbau damals etwas gepfuscht; wirklich gerade sind diese beiden nicht, was dazu führt, dass alles immer etwas schräg sitzt, was mich visuell auf die Palme bringt, aber auch reale Probleme wie fehlende Reifenfreiheit und reduzierte Dynamoleistung hervorruft.

Ebenfalls habe ich gemerkt, dass ich auch mal Lust habe, ein leichtes Rad zu fahren, was ohne Schutzbleche und Rack auskommt (ich fahre auf meinem „Alltagsrad“ das Allygn Diamond Rack). Und so habe ich mir versucht, logisch einen Nutzen für ein neues Rad einzureden. Es war aber auch viel Lust dabei – Lust, ein Rad aufzubauen, ohne allzu viel neuen Schnickschnack, aber trotzdem nicht blind zu sein für sinnvolle Upgrades.

Oldschool trifft Newtech

Früher war alles besser, oder so hört man es gefühlt mittlerweile von jedem. War das auch bei Rädern so? Mein neues Rad ist von den groben Standards her auf dem Stand um 1990 herum: Cantilever-Bremsen, Schnellspanner und eine Stahlgabel. Die Anbauteile sind alle eher „new tech“ mit leichter Kurbel, großen Kassette und einer 12-fach Schaltung. Wichtig war mir, ein Rad aufzubauen, welches auf Batterien oder sonstiges verzichtet, einfach zu bedienen und zu warten ist und mir viel Spaß beim Fahren bietet. Eigentlich, glaube ich, eine sinnvolle Einstellung.

Details zum Aufbau

Mir war bei dem Rahmen wichtig, dass er wirklich für Schotter ausgelegt ist und keine eierlegende Wollmilchsau sein muss, daher die Geometrie, die eigentlich eine persönliche Weiterentwicklung der des BMC URS ist, die mir damals schon sehr gefallen hat. Momentan besteht der Aufbau aber teilweise noch aus Komponenten, die bei mir herumlagen.

Wer sich fragt, „aber wenn das Rad für Schotter konzipiert ist, warum die schmalen Reifen?“. Wer nur auf Schotter unterwegs ist, sollte meiner Meinung nach nicht unter 50c unterwegs sein, aber wie ich damals bei meinem Artikel über Reifengröße beim Graveln geschrieben habe, ist in Mitteleuropa (Schweiz, Deutschland, Österreich) bei fast allen Strecken immer auch mäßig bis viel Asphalt dabei. Dabei macht eine Gummischleuder mit 2.3-Zoll-Reifen nicht immer Spaß, von daher gebe ich der Reifengröße 45c erstmal eine Chance, sich in der Kombination mit den Redshift-Komponenten zu beweisen im Gesamtpaket aus Gewicht, Komfort und Sinnhaftigkeit.

Technische Daten im Überblick

  • Rahmen: Karamba Frameworks (183cm, 84cm, 619 Stack, 397 Reach, 68 HTA, 74.5 STA)

  • Schaltgruppe: SRAM Apex Schalthebel modifiziert mit Ratio-Kit für 12 Gänge, Garbaruk XC Kurbel und Kassette, SRAM Apex Schaltwerk modifiziert

  • Lenker: Beast Components Gravel Bar, 44cm

  • Vorbau: Redshift Suspension Stem, 70mm

  • Gabel: Karamba Frameworks

  • Laufräder: Kinlin Felgen, Hope R4s Naben, Sapim Speichen

  • Licht/Stromversorgung: Velogical Seitenläufer Dynamo (noch zu montieren)

  • Sattelstütze: Redshift Suspension Seatpost Endurance Pro

  • Sattel: SQlab 614

  • Pedale: MKS XC III Flatpedal

  • Reifen: Rene Herse Corkscrew Climb 700x44c, tubeless

  • Steuersatz & Tretlager: Acros

  • Bremsen: Paul Comp Minimoto

  • Stahl: Columbus Zona

  • Reifenfreiheit: 2.3 Zoll

  • Gewicht: 10,3 kg fahrfertig (Rahmen: 1950g, Gabel: 980g)

Erste Fahreindrücke und persönliches Fazit

Die ersten Ausfahrten waren schlicht der Hammer. Der Komfort hat mich ziemlich umgehauen und auch, wie mir das Rad passt – eben ein Custom-Rad, konzipiert für meinen Körper. Auch die Gabel arbeitet ordentlich mit bei diesem Thema.

Ich habe mir das Fahrrad von Karamba Frameworks in Polen individuell aufbauen lassen und bin ehrlich gesagt wirklich erstaunt, wie gut die gesamte Umsetzung gelungen ist. Bartek von Karamba Frameworks hat von der Konzeption bis hin zur finalen Ausführung hervorragende Arbeit geleistet, insbesondere überzeugt mich die Qualität des Rahmens absolut. Auch die Lackierung sieht in der Realität noch deutlich besser aus als ich es mir vorgestellt hatte. Besonders freut mich, dass das Farbkonzept, das ich mir überlegt hatte, tatsächlich sehr stimmig geworden ist. Bitte verzeiht mir, dass ich das Steuerrohr noch nicht endgültig gekürzt habe – hier möchte ich mir noch etwas Spielraum für Experimente lassen. Insgesamt bin ich aktuell wirklich extrem zufrieden, das Ergebnis übertrifft sogar meine ursprünglichen Vorstellungen. Nun gilt es, das Rad ausgiebig zu fahren und zu testen, ob sich meine theoretischen Überlegungen auch in der Praxis bewähren.

Die ersten Ausfahrten waren schlicht der Hammer. Der Komfort hat mich ziemlich umgehauen und auch, wie mir das Rad passt – eben ein Custom-Rad, konzipiert für meinen Körper. Auch die Gabel arbeitet ordentlich mit bei diesem Thema.

Diejenigen mit Adleraugen haben schon das zusätzliche Stahlrohr vom Sattelrohr zu den Sattelstreben entdeckt; dieses ist zum einfachen Tragen da. Ich kann mir damit das Rad perfekt unter den Arm klemmen – ideal für Treppen oder wenn man das Rad einfach mal kurz tragen möchte.

Den Beitrag zu Scheibenbremsen vs. Felgenbremsen spare ich mir erstmal noch auf, bis ich wirklich etwas dazu sagen kann. Für den Moment schwebe ich aber noch auf Wolke 7 mit dem Rad und den Komponenten.

Ein kleiner Teaser: Die nächsten Beiträge drehen sich hauptsächlich um Bikepacking-Taschen und Möglichkeiten, Gepäck am Fahrrad zu befestigen.

Ein herzliches Dankeschön

Wer bis hierhin gelesen hat, dem danke ich wirklich von ganzem Herzen. Der Blog ist dieses Jahr riesig gewachsen von der Leserschaft her. Das freut mich einerseits und motiviert mich auch, euch noch mehr zum Lesen zu geben. Ich habe das restliche Jahr bereits ziemlich gut verplant mit vielen Tests und wahrscheinlich noch Reiseberichten, falls das jemanden interessiert.

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