BikeYoke SAGMA 3D im Test – ein Sattel zwischen Elastomer, 3D-Druck und Uphill-Lust

BikeYoke SAGMA 3D im Test – ein Sattel zwischen Elastomer, 3D-Druck und Uphill-Lust

Wer ist eigentlich BikeYoke?

BikeYoke kommt aus Bamberg in Deutschland und ist so etwas wie die kleine Schmiede für clevere Bike-Parts. Angefangen hat alles mit speziellen „Yokes“ – also Umlenkungen für Hinterbauten, die serienmäßige Limits ausgehebelt haben. Inzwischen bauen sie Dropper-Stützen (mit super einfachem Entlüftungssystem), Lenker, Vorbauten und eben auch Sättel.

Bekannt sind sie vor allem für durchdachte Details und den Ansatz: lieber ein Teil richtig machen, das lange hält und sich warten lässt – statt schnelllebigen Kram. Genau diese Denke steckt auch im SAGMA 3D.

Bikeyoke Sagma 3D

Der Sagma im Abendlicht eines Spätsommertages

Es gibt Sättel, die man einfach so fährt, und Sättel, die man fährt, weil man wirklich wissen will, ob das Konzept funktioniert. Der BikeYoke SAGMA 3D gehört für mich eindeutig in die zweite Kategorie.

Er kombiniert Dinge, die so bisher kaum ein anderer Hersteller zusammengebracht hat:

  • ein in die Rails integriertes Elastomer-Dämpfungssystem,

  • eine sehr eigenständige Form, die man mögen muss,

  • und ein 3D-gedrucktes Obermaterial – allerdings zu einem Preis, der deutlich niedriger ist als bei den großen Namen der Szene.

Kurz: er sieht nach einer spannenden Mischung aus Ingenieursidee, Komfort-Versprechen und „mal schauen, ob das wirklich was taugt“ aus.

Technik & Konzept – warum Elastomere im Sattel Sinn machen können

3D-Druck ist mittlerweile fast schon Standard im Premiumsegment. Er erlaubt es, Zonen unterschiedlich hart oder weich zu gestalten und so den Druck feiner zu steuern als mit Schaum. Im Prinzip kann man mit dem gleichen Material verschiedene Härten simulieren – ein echter Vorteil der nicht nur reines Marketing ist.

Aber das Besondere am SAGMA ist die Dämpfung im Gestell. BikeYoke entkoppelt die Sattelschale über Elastomere vom Gestell. Das kennt man von Redshift-Sattelstützen oder ShockStop-Vorbauten – kleine Schläge und Vibrationen werden herausgefiltert, ohne dass gleich eine ganze Federung ans Rad muss. (Wenn ihr meine anderen Berichte bereits gelesen habt werdet ihr merken, ich bin ein grosser Fan von Elastomeren)

Und: das System ist modular.

  • Man kann weiche, mittlere oder harte Elastomere einsetzen.

  • Man kann sogar vorne und hinten mischen.

  • Und falls das Gestell bricht, lässt sich nur dieses austauschen.

Das ist nicht nur clever, sondern auch nachhaltig. Ein Sattel, den man im Zweifel reparieren kann, statt ihn komplett wegzuwerfen. Wenn man das mal gesehen hat, vermisst man dieses Feature doch direkt bei anderen Sätteln.

Montage – warum es nicht immer plug & play ist

Beim Montieren merkt man gleich: der SAGMA ist in erster Linie ein MTB-Sattel. Die Rails sind 7x10 mm – ein Maß, das nicht mit jeder Sattelstütze funktioniert. Ich habe etwas im Netz suchen müssen welche “normale” Sattelstütze den da passen könnte und bin da auf die Zipp SL Service Course aus Carbon gestossen und aus Aluminium gibt es die Thomson Sattelstütze die man mit einem 7x10 Klemmen-Kit nachrüsten kann. Ich habe mich für die Zipp entschieden, da ich diese relativ günstig auf Kleinanzeigen gefunden habe.

Auf die meistenDropper-Posts im MTB-Bereich passt der Sattel aber ohne Probleme.

Für Mountainbiker also kein Thema – für Gravel- oder Roadfahrer:innen schon eher. Und genau das ist der Punkt: BikeYoke hat den SAGMA in erster Linie fürs Mountainbike gedacht.

Erste Sitzungen – Eingewöhnung, aber lohnend

Die Form war für mich ungewohnt. Anfangs habe ich an der Position gefeilt und brauchte mehrere Runden, bis es passte. Aktuell gibt es ihn in 130 und 142 mm. Für mich war die 142er grenzwertig. Mit einer 150er-Version wäre ich wahrscheinlich entspannter gesessen. Die Nase vom Sattel ist minimal erhöht was dazu führt, dass man relativ gut auf die Sitzfläche geschoben wird, aber nicht zu erhöht, dass man Probleme mit Druck im Schritt bekommen könnte. Der Sagma hat auch keinen direkten Cutout aber eine extreme Vertiefung die diesen Job perfekt übernimmt.

Positiv überrascht hat mich die Oberfläche. Viele 3D-Sättel sind extrem griffig. Das mag auf dem Papier gut klingen, in der Realität sorgt es für abgeriebene Bibs. Mein Fizik Antares hat mir so schon 1,5 Hosen zerstört. Der SAGMA ist da viel entspannter: glatte Oberfläche, gute Bewegungsfreiheit, kein Hosenkiller.

Fahrgefühl – wo der SAGMA glänzt (und wo nicht)

Nach ein paar Abendrunden im Wald war klar: bergauf ist der SAGMA eine Wucht. Die breite Nase gibt Halt, man kann sich sehr gut in den Sattel hineinsetzen, und er fühlt sich dadurch einfach stark in Uphills an. Das ist sein Revier.

Auch bergab, selbst ohne Dropper, hat er mir gefallen. Beim kurzen Draufsitzen in technischen Passagen waren die Elastomere spürbar hilfreich. Keine Wunderfederung, aber die Spitzen werden rausgenommen.

Auf langen, flachen Straßenetappen merkt man dagegen, dass der SAGMA nicht fürs Rennrad gedacht ist. Es gibt Sättel, die dieses Szenario besser abdecken. Durch die etwas erhöhte Nase die mir beim klettern sehr gefallen hat konnte ich mich nicht so perfekt vorne auf dem Sattel positionieren wenn ich mal Gas geben wollte. Was er aber sehr gut kann ist durch die Elastomere mit der Pedalierbewegung mitgehen ähnlich wie bei SQ-Lab Active Sätteln. Zusammengefasst: wer viel klettert oder Offroad fährt, bekommt hier echten Mehrwert. Wer seinen Schotterporsche ausschliesslich auf der Strasse bewegt kann glaube ich passender Sättel finden.

Vergleich mit anderen Sätteln – Custom vs. Serienmodell

Damit es greifbarer wird, ein kurzer Abgleich mit meinen anderen Sätteln die ich gerade teste oder bereits getestet habe:

  • Posedla Custom 3D: Maßanfertigung, genau auf mein Gewicht abgestimmt. Natürlich ein Traum, aber eben auch 500 €. Der SAGMA ist kein Custom-Sattel – trotzdem habe ich mich nie wirklich unbequemer gefühlt. Das ist beachtlich.

  • Fizik Antares Adaptive: auf dem Rennrad. Offene Wabenstruktur, technisch spannend, praktisch aber zu griffig und anfällig für Dreck. Dazu hat er mir schon Bibs ruiniert. Hier ist der SAGMA klar alltagstauglicher, der Antares gewinnt auf der Strasse aber bei mir, da er von seiner Form dort einfach besser funktioniert

  • SQlab 614: mein aktueller Langstrecken-Standard. Klassischer Ansatz, weniger Innovation, dafür bewährt. Für Straße und Tour nach wie vor top. Der SAGMA dagegen innovativer, komfortabler im Gelände bzw. ist die Kletterposition deutlich angenehmer.

Fazit der Vergleiche: das 3D-Material von BikeYoke spielt absolut in der Top-Liga. Vielleicht sogar am besten abgestimmt, weil es Komfort, Halt und Alltagstauglichkeit verbindet. Gerade das 3D-Material ist im Vergleich wahrscheinlich das Beste von allen Sätteln die ich bisher getestet habe.

Langzeiteindruck & Bikepacking

Nach rund 800 km sieht der SAGMA noch aus wie neu.

Das oft genannte Argument, dass 3D-Sättel Dreck sammeln und Geräusche machen, kann ich hier nicht bestätigen. Abspülen mit dem Gartenschlauch reicht völlig. Kein Knarzen, kein Drama.

Für Bikepacking würde ich ihn sofort empfehlen – vor allem auf Touren mit viel Gelände und Kletterei. Auf endlosen Straßenkilometern sehe ich andere Sättel vorne. Aber das ist auch nicht der Job des SAGMA. Er ist einfach ein Sattel der deutlich spezialisiert ist, nämlich auf Mountainbiken und Offroad-Ballerei.

Ästhetik & Style – MTB-DNA sichtbar

Mal abgesehen von der Funktion des Sattel gibt es auch immer die Style-Komponente. Die ist aber natürlich völlig subjektiv aber nicht ganz unwichtig wie ich finde. Die Elastomer-Version sieht ein wenig „MTB-wuchtig“ aus. Am Mountainbike passt das perfekt ins Bild, am Gravelbike kann es polarisierend wirken, etwa ähnlich wie beim Vecnum Vorbau.. Wer es clean mag, nimmt die Version ohne Elastomere.

Man muss aber ehrlich sagen: ein Sattel mit Elastomeren wird nie filigran aussehen, das ist bei den SQ-Lab active Sätteln ebenfalls so. Das gehört dazu.

Zielgruppe – für wen lohnt er sich?

  • MTB-Fahrer:innen: klar die erste Zielgruppe. Hier spielt er seine Stärken aus.

  • Gravel-Biker:innen: möglich, wenn die Breite passt und auch wirklich viel Offroad gefahren wird. Ich hoffe auf eine 150er-Version.

  • Roadies: eher nicht. Dafür gibt es besser optimierte Modelle.

Preis & Fazit – viel Sattel fürs Geld

199 € für die 3D-Oberfläche inklusive Elastomer-System und modularer Reparierbarkeit? Das ist ein starkes Angebot. Selbst die Version ohne Elastomere für ~150 € ist im Vergleich fast unschlagbar.

Mein Fazit:
Der SAGMA 3D ist ein mutiges Konzept – und es funktioniert. Für mich einer der besten Uphill-Sättel, die ich je gefahren bin. Mit einer 150-mm-Version könnte er noch mehr Fahrer:innen abholen, gerade auch im Gravel-Bereich. Die Form ist meines Wissens nach (und ich beschäftige mich leider viel zu viel mit Rädern) relativ einzigartig aber funktioniert Offroad super. Das Dämpfersystem funktioniert gut & ist anpassbar auch wenn die Optik etwas darunter leidet. Im grossen und ganzen ist es ein durchdachter Sattel der ein klares Zielpublikum hat hier aber auch wirklich gut performt.

Wenn ich mir nächstes Jahr ein Mountainbike aufbaue, dann wäre das der erste Sattel, den ich draufschrauben würde. Das ist wohl die deutlichste Empfehlung, die ich geben kann.

Ausblick

Ich teste aktuell noch weitere 3D-Sättel, darunter auch Custom-Modelle – die Reviews dazu kommen Richtung Weihnachten. Der SAGMA ist also nicht das Ende, sondern eher der Anfang eines größeren Vergleichs. Aber eins steht schon jetzt fest: in Sachen Preis-Leistung spielt er ganz vorne mit.

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