Schwalbe G-One RS Testbericht

Während ich diesen Bericht schreibe, schaue ich gerade aus dem Fenster und es schneit. Trotz des lästigen und nicht gerade einladenden Wetters beginnen wir den “Frühling” mit einem Reifentest. Es werden immer deutlich mehr Tests in den wärmeren Monaten kommen, da es dann doch deutlich mehr Spass macht;). Der heute Kandidat ist sicherlich nicht unbekannt. Es geht um DAS Modell, wenn es um Gravel-Rennen geht. Ich habe mir den G-One Rs bereits letztes Jahr im Herbst selber gekauft, ihn dann aber für die wärmeren und weniger matschigen Monate aufbewahrt.

Technische Daten:

Preis 60€ (26.4.24, Bike-Components) (Selber gekauft)

Gewicht 473g (in 40c)

Erhältlich in den Grössen 35,40 und 45mm

Baut auf einer Felge mit Maulweite von 25mm auf 41mm breit auf

Die Reifen dürfen maximal mit 4.5 Bar (65 Psi) gefahren werden

Der G-One RS sieht nicht nur gut aus sondern ist auch wirklich sauschnell!

Hier zu sehen am Vpace T3ST, welches wir uns in ein paar Wochen genauer ansehen werden.

Über die Marke Schwalbe muss ich glaube gar nicht viel sagen; jeder in Deutschland hat wahrscheinlich schon mal die einen Schwalbe-Reifen an einem Rad gesehen. Natürlich ist der Marathon einer der legendären Reifen, die es wohl in der Radhistorie gibt. Ich bin zum ersten Mal an meinem ersten Gravelbike mit einem Schwalbe-Reifen, damals der Allrounder in 35c, ein Gravelreifen der ersten Stunde (Das war 2019 noch ein “großer” Gravel-Reifen) gefahren. Ich hatte immer wieder Schwalbe Reifen und war grundsätzlich immer zufrieden, aber die letzten Jahre, mit dem Gravelbike-Hype, sind auch viele andere Hersteller mit guten Modellen herausgekommen, die Modelle wie den Allround oder Bite etwas überholt haben. In den letzten zwei Jahren ist Schwalbe mit drei neuen Reifen für drei Einsatzgebiete herausgekommen. Der G-One R, Overland und der G-One RS, um den es heute primär geht. Den Overland habe ich im Moment an einem anderen Rad und auch den G-One R werde ich dieses Jahr noch testen.

Aber heute beginnen wir mit dem Modell, das primär für Geschwindigkeit und daher auch dem Modell, welches im Moment wohl für die meisten Teilnehmer von Gravelrennen die heißeste Wahl ist.

Ich hatte den RS schon letztes Jahr im Herbst gekauft und auf meinem Gravelbike montiert, dann aber relativ schnell für etwas Gröberes ausgetauscht, weil es einfach zu kalt und matschig wurde. Jetzt habe ich den RS seit Februar in Benutzung und zuletzt auch bei einem 900 km Bikepacking durch Spanien (Barcelona-Bilbao) dabeigehabt. Mittlerweile habe ich ca. 1700 km runter und kann, glaube ich, ein gutes Feedback über den RS liefern.


Meiner Meinung nach sind Reifen mit gut passenden Kontaktpunkten das beste Upgrade, was ihr euch für euer Fahrrad holen könnt. Es kann aus einem lahmenden Esel ein Rennpferd machen oder das umgekehrte. Von daher sind schnelle Reifen auch immer sehr heiß begehrt, aber ist der G-One wirklich so schnell? Wenn man sich das Profil des Reifens anschaut, sieht man schnell, dass Geschwindigkeit das Hauptziel von den Damen und Herren von Schwalbe war. Die eigentliche Lauffläche ist mit kleinen Schuppen übersehen, welche für die Bremstraktion bzw. den Grip beim Lenken zuständig sind. Diese sind aber nicht sehr hoch, von daher fühlt sich der Reifen zumindest auf Asphalt wie ein Rennradreifen an, solange man geradeaus fährt. An der Seite sieht man jedoch schnell, dass dieser Reifen wirklich für das Gelände gemacht wurde. Hier sind deutliche höhere, unterschiedlich lange Seitenblöcke, die einem in Kurven genug Grip verschaffen sollen.

Der Reifen ließ sich, wie alle Schwalbe Reifen, super einfach tubeless installieren. Ich konnte keine größeren Luftverluste in der ersten Nacht ohne Dichtmilch feststellen.

So, jetzt aber Schluss mit langweiliger Beschreibung, sind die Reifen denn wirklich so eine Rakete? Ich teile diese Antwort mal in einen objektiven und einen subjektiven Teil auf. Auf der Seite www.bicyclerollingresistance.com werden Reifen auf ihren Rollwiderstand gemessen. Wie die Reifen getestet werden und den Ergebnissen kann man halten, was man will, aber hier schneidet der G-One RS unglaublich gut ab und wird eigentlich nur noch von reinen Rennradreifen überholt. Und subjektiv? Meine Meinung ist sehr ähnlich, der Reifen ist im Gelände wirklich sehr zügig unterwegs. Spürbar schneller als andere Gravel-Reifen. Auch auf der Straße ist der Pneu unglaublich schnell und leise. Ich bin auf der Straße kein riesiger Fan der Seitenblöcke gewesen, aber diese sind sehr wichtig für das gute Kurvenverhalten des G-One RS auf Schotter. Hier kann man dem Reifen wirklich vertrauen. Natürlich ist dieses eher leichte Profil mit stark zermatschten Wegen überfordert, aber welcher Gravelreifen ist das nicht.

Der Komfort ist ebenfalls gut. Ich benutze gewählt “nur” gut, weil es in dieser Kategorie bessere Reifen gibt, die aber auch ihre eigenen Probleme haben. Das ist ein Reifen, um Unbound 200 oder das Traka 560 Rennen in Girona zu gewinnen. Hierbei ist Geschwindigkeit einfach das Wichtigste. Der Komfort ist sehr stark abhängig von einem perfekt eingestellten Luftdruck. Persönlich stört mich das nicht.

Ich habe im Internet öfters Horrorstorys gelesen, dass der Reifen pannenanfällig war, aber das kann ich so überhaupt nicht bestätigen. Ich bin mit dem Reifen in der Größe 40c mit Gepäck über 10 Tage lang über doch viel mehr groben Schotter als ich eigentlich wollte. Ein paar Bilder unten. Der Reifen hat mich hier nie enttäuscht und hat gut gehalten. Nach gut 1700. km sind die Schuppen vor allem am Hinterreifen deutlich heruntergefahren. 500 km würde er, glaube ich, ohne Gepäck noch gut machen, bevor er wegen der dann dünneren Karkasse wohl deutlich pannenanfälliger werden würde. Die Lebensdauer ist also ca. 2500-3000 km (je nach Fahrergewicht und Einsatz). Klar gibt es Reifen, die deutlich länger durchhalten, aber gibt es wirklich schnellere Reifen im Gravel-Sektor? Das wage ich zu bezweifeln.

POSITIV

Der Name ist Programm, der G-One RS ist wirklich sauschnell

Der Grip im Gelände durch die Seitenblöcke wirklich sehr gut

Der Pannenschutz ist meiner Meinung nach für einen Rennreifen sehr gut

NEUTRAL

Der Preis der Reifen ist mittlerweile besser (ca. 55€) aber der UVP von 74.99.€ ist happig

Der Komfort ist sehr stark vom richtigen Luftdruck abhängig. Deutlich mehr als andere Reifen. Wenn man diesen aber hat, ist der Komfort für einen Rennreifen gut

Die Lebensdauer ist begrenzter als andere Reifen (Ich schätze so 2500-3000km), für einen Rennreifen aber in Ordnung

NEGATIV

Nüscht!

FAZIT

Der Schwalbe G-One RS ist, wie von Schwalbe versprochen, ihr schnellster Reifen und wahrscheinlich auch der schnellste Reifen wenn es um Gravelrennen im UCI Bereich oder ähnliches (Traka, Badlands, Unbound) geht. Da es die eierlegende Wollmilchsau leider nicht gibt, muss man dafür eben Abstriche bei der Lebensdauer und auch etwas beim Komfort machen aber das ist denke ich für einen Rennreifen völlig in Ordnung. Würde ich mir den Reifen an meinem 0815 Gravelbike montieren? Nein, da ich im Alltag keine Rennen fahre und nicht jedes Watt an Rollwiderstand sparen muss. Wer aber Bock hat schnell im Gelände zu sein oder an seinem Allroadbike einen schnellen Alleskönner möchte, der wird am G-One RS nicht vorbeikommen und auch sicher nicht enttäuscht. Für diese Applikationen kann ich Ihn nur wärmstens empfehlen!

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